Wie wurde vor 1.000 Jahren ein Boot gebaut? - Eine Frage, die wir unseren Besuchern noch bis zum Sommer beantworten werden! Nämlich indem man es live miterleben kann.
Bis Ende Juni entsteht ausschließlich mit traditionellen Handwerkstechniken ein hölzernes Schiff, wie es während des 11. Jahrhunderts vor der Ostseeküste Wagriens unterwegs gewesen sein könnte. Natürlich vor den Augen unserer Besucher werden die Bootsbauer vom Kiel bis zur Rahe nach und nach die Einzelteile des Bootes mit Rekonstruktionen alter Werkzeuge fertigen und zusammensetzen.
Das kleine Schiff von knapp zehn Metern Länge wird unser neues Fischerboot, das ab dem Jahr 2022 nicht nur die Küstengewässer der Ostsee befahren soll, sondern auch zu besonderen Anlässen von unseren Museumsgästen auf dem Wallsee gerudert werden darf.
Es handelt sich bei dem Boot nicht um die Rekonstruktion einer einzelnen archäologischen Vorlage, denn uns fehlen bislang westslawische Wrackfunde, die als kleine Küsten- und Binnenfischereiboote ansprechbar wären.Entsprechend glücklich sind wir, dass wir mit dem Bootsbauer Kai Zausch einen erfahrenen Bootsbauer gefunden haben, der bereits zahlreiche Rekonstruktionen wikingerzeitlicher und slawischer Schiffe entworfen und gebaut hat. Gemeinsam mit ihm hat das Oldenburger Wallmuseum die Merkmale festgelegt, die unser "wagrisches Fischereiboot" haben soll. Auf dieser Grundlage hat er mit seiner Erfahrung ein Boot entworfen, das vollkommen dem aktuellen Sachstand der archäologischen Forschung entspricht und von einem seiner Vorgänger vor 1.000 Jahren genauso hätte gebaut worden sein können.
Seit März des vergangenen Jahres haben wir Bootsbauer auf dem Museumsgelände, die mit der Einrichtung der Baustelle und vorbereitenden Arbeiten an den ersten hölzernen Bootsteilen beschäftigt sind.
Im Laufe des Jahres werden sie direkt am Wallsee inmitten unserer Handwerkersiedlung den Kiel und die Steven mit Äxten aus dem vollen Holz formen. Vor den Augen der Besucher werden die Planken gehauen, Spanten zugerichtet, Bootsteile geteert und natürlich alles nach und nach geteert, kalfatert und zusammengesetzt.
Wer das Glück hat, eine Saisonkarte zu besitzen, kann so nach und nach das Entstehen des gesamten Fischerbootes miterleben. Aber auch Einzelbesuche lohnen sich natürlich: Ein Blick auf unsere beiden schon fertigen Schiffe "Ratatoskr" und "Starigard" helfen dabei, einzuordnen was man gerade im Bau sieht und von den Handwerkern erklärt bekommt.
Das Fischerboot ist Teil des vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds geförderten Projekt "Fischerei und Fischerleben im frühen Mittelalter". Im Rahmen dieses Vorhabens gibt es dann ab Mai und Juni noch mehr zu beobachten und entdecken, wenn die zum Schiff gehörende Fischersiedlung auch anfängt zu entstehen!
Die Arbeiten am Boot sind zu Saisonbeginn abgeschlossen. Boot und Fischersiedlung können ab dem 06. April 2023 während der Museumsöffnungszeiten besucht werden.