Dieses Seminar richtet sich an alle, die frühmittelalterliche Lebenswelten durch Living History vermitteln möchten – ob mit langjähriger Erfahrung oder als interessierte Neueinsteiger. In Vorträgen aus Wissenschaft und Darstellungspraxis zeigen wir, wie archäologische Erkenntnisse in nachvollziehbare und glaubwürdige Rekonstruktionen übersetzt werden können – und wo dabei Chancen, Herausforderungen und Grenzen liegen.
Im Mittelpunkt stehen die wissenschaftliche Sicht auf Living History, der kritische Umgang mit Quellengruppen sowie häufige Probleme bei der Rekonstruktion frühmittelalterlicher Kleidung. Praxisnahe Beiträge bieten konkrete Orientierung: Anhand zweier Darstellungen wird exemplarisch der strukturierte Aufbau einer fundierten Figur vorgestellt. Zudem werden die besonderen Anforderungen thematisiert, die mit der Darstellung einer gesellschaftlichen Elitefigur verbunden sind.
Die Vorträge können einzeln oder im Rahmen des Tagesseminars besucht werden. Austausch und Diskussion sind ausdrücklich erwünscht.
Termin: | Mittwoch, 16. Juli 2025 |
Referenten: |
Isabel Barthel (Leiftrandi), Kevin Frank (Manufactum Historicum), Thomas Stemplinger (Rastislavs Hantverk), Stephan Meinhardt M.A. (Oldenburger Wallmuseum) |
Dauer: | Seminar: 7 Stunden (inkl. Mittagspause), Vorträge: jeweils 1,5 Stunden (inkl. Diskussion) |
Kosten: |
Für externe Teilnehmer: im Tagesticket enthalten Für teilnehmende Darsteller der Slawentage: kostenfrei Für Mitglieder und Anwärter der Leute von Starigard & Jomsborg ELAG Starigard: kostenfrei |
Für die Veranstaltung bitten wir um vorherige Anmeldung (spätestens bis zum 14. Juli 2025),
entweder telefonisch (04361/623142) oder über unser Kontaktformular:
10:00 Uhr |
Stephan Meinhardt M.A. Oldenburger Wallmuseum |
„Was haben Archäologen eigentlich für ein Problem?“ – Grundlegende Alltagsfragen der Living History aus der Sicht eines Wissenschaftlers |
Living-History-Akteure wollen Geschichte sichtbar, greifbar und verständlich machen – doch was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu? In diesem Vortrag
beleuchtet ein Archäologe und Museumsleiter mit einem Augenzwinkern, warum vermeintlich einfache Fragen („Wie trug man das?“ – „Kann ich das nehmen?“) oft so schwer zu beantworten sind. Dabei geht es
um die Grenzen und Möglichkeiten archäologischer und historischer Quellen, um typische Fallstricke bei Rekonstruktionen und um die Funktionsweise geisteswissenschaftlicher Forschung. Der Vortrag vermittelt praxisnah, wie man als Darsteller sinnvoll mit Quellen arbeitet, welche sich eignen – und welche eher nicht. Zudem werden häufige Missverständnisse und Fehler in der Living History benannt – und Wege aufgezeigt, wie man sie fundiert umgehen kann. Eine Einladung zum Dialog zwischen Darstellung und Wissenschaft! |
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11:30 Uhr | Thomas Stemplinger, Rastislavs Hantverk | Zwischen Awaren und Franken – Werdegang meiner großmährischen Darstellung |
Die Darstellung einer frühmittelalterlichen Person im Großmährischen Reich stellt eine besondere Herausforderung dar – zwischen kulturellen Einflüssen,
regionalen Eigenheiten und begrenzter Quellenlage. In diesem Vortrag gibt der Referent Einblick in seinen persönlichen Weg zur Darstellung einer Figur aus dem 8./9. Jahrhundert: von der geografischen und zeitlichen Eingrenzung über die Suche nach geeigneten Quellen bis zur bewussten Wahl eines gesellschaftlichen Standes mit Alleinstellungsmerkmal. Dabei geht es auch um praktische Fragen: Welche Ausrüstung fertigt man selbst, was lässt man machen? Und wie entwickelt man seine Darstellung im Spannungsfeld zwischen Anspruch, Recherche und Realität weiter? Ein authentischer Erfahrungsbericht aus dem Grenzgebiet zwischen Ost und West – mit Erkenntnissen, die auch auf andere Darstellungsansätze übertragbar sind. |
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13:00 Uhr | Mittagspause | |
14:00 Uhr |
Isabel Barthel, Leiftrandi |
Frühmittelalterliche Kleidung unter der Lupe – Funde, Forschung und Fallstricke |
Wie sah Kleidung im Frühmittelalter wirklich aus? Der Vortrag führt durch Archäologie, Textilkunde und Quellenkritik – mit Blick auf bedeutende
Fundorte, deren Aussagekraft wir kritisch beleuchten. Was leisten sekundäre Quellen, wann führen sie in die Irre? Warum sind ganze Gewänder schwer aus Fragmenten zu rekonstruieren – und welche Fehler
gilt es bei historischer Darstellung zu vermeiden? Verglichen wird auch, warum die Textilfundlage im Frühmittelalter deutlich interpretativer ist als etwa im Rokoko oder Empire. Ein weiterer Schwerpunkt: der Wandel der Interpretation. Neue Techniken und frische Perspektiven haben frühere Deutungen überholt. Was bedeutet das für heutige Rekonstruktionen? Ein Vortrag für alle, die fundiertes Wissen über Stoff, Schnitt und historische Genauigkeit suchen. |
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15:30 Uhr |
Kevin Frank, Manufactum Historicum |
Herrschaft, Handel, Habitus – Böhmische Eliten im Frühmittelalter lebendig gemacht |
Der Vortrag beleuchtet die Welt der böhmischen Eliten im Frühmittelalter (ca. 8.-11. Jahrhundert) aus interdisziplinärer Perspektive mit besonderem
Fokus auf die Living History. Dabei werden archäologische, historische und kulturwissenschaftliche Quellen analysiert, um die sozialen, politischen und kulturellen Ausdrucksformen
frühmittelalterlicher Eliten sichtbar zu machen. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach Herrschaftsinszenierung, materieller Repräsentation (Kleidung, Schmuck, Ausstattungen) sowie den Verbindungen zu Handel, Heiratsbeziehungen und diplomatischem Austausch. Der Vortrag vermittelt quellenbasiertes Wissen und zeigt zugleich auf, wie sich historische Forschung in eine glaubwürdige und reflektierte Darstellungspraxis in der Living History übertragen lässt. Ziel ist es, ein differenziertes Bild böhmischer Eliten zu zeichnen, das zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und lebendiger Vermittlung balanciert. |
Öffnungszeiten:
April - Oktober:
Dienstag - Sonntag, 10 - 17 Uhr
alle Feiertage: 10 - 17 Uhr
Juli - August:
Montag - Sonntag, 10 - 17 Uhr
November - März:
geschlossen
Für Gruppen auf Anfrage
Oldenburger Wallmuseum
Professor-Struve-Weg 1
23758 Oldenburg in Holstein
Tel.: 04361-623142
info@oldenburger-wall.de
Direkt an der A1
Abfahrt "Oldenburg i.H. - Nord"