Zwischen Zelt und Vitrine – Living-History im Dialog

Mittwoch, 16. Juli 2025, ab 10 Uhr

Dieses Seminar richtet sich an alle, die frühmittelalterliche Lebenswelten durch Living History vermitteln möchten – ob mit langjähriger Erfahrung oder als interessierte Neueinsteiger. In Vorträgen aus Wissenschaft und Darstellungspraxis zeigen wir, wie archäologische Erkenntnisse in nachvollziehbare und glaubwürdige Rekonstruktionen übersetzt werden können – und wo dabei Chancen, Herausforderungen und Grenzen liegen.

 

Im Mittelpunkt stehen die wissenschaftliche Sicht auf Living History, der kritische Umgang mit Quellengruppen sowie häufige Probleme bei der Rekonstruktion frühmittelalterlicher Kleidung. Praxisnahe Beiträge bieten konkrete Orientierung: Anhand zweier Darstellungen wird exemplarisch der strukturierte Aufbau einer fundierten Figur vorgestellt. Zudem werden die besonderen Anforderungen thematisiert, die mit der Darstellung einer gesellschaftlichen Elitefigur verbunden sind.

 

Die Vorträge können einzeln oder im Rahmen des Tagesseminars besucht werden. Austausch und Diskussion sind ausdrücklich erwünscht.

 

Termin: Mittwoch, 16. Juli 2025
Referenten:

Isabel Barthel (Leiftrandi), Kevin Frank (Manufactum Historicum),

Thomas Stemplinger (Rastislavs Hantverk), Stephan Meinhardt M.A. (Oldenburger Wallmuseum)

Dauer: Seminar: 7 Stunden (inkl. Mittagspause), Vorträge: jeweils 1,5 Stunden (inkl. Diskussion)
   
Kosten:

Für externe Teilnehmer: im Tagesticket enthalten

Für teilnehmende Darsteller der Slawentage: kostenfrei

Für Mitglieder und Anwärter der Leute von Starigard & Jomsborg ELAG Starigard: kostenfrei

Für die Veranstaltung bitten wir um vorherige Anmeldung (spätestens bis zum 14. Juli 2025),

entweder telefonisch (04361/623142) oder über unser Kontaktformular:

Programm

10:00 Uhr

Stephan Meinhardt M.A.

Oldenburger Wallmuseum

„Was haben Archäologen eigentlich für ein Problem?“ – Grundlegende Alltagsfragen der Living History aus der Sicht eines Wissenschaftlers
     
    Living-History-Akteure wollen Geschichte sichtbar, greifbar und verständlich machen – doch was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu? In diesem Vortrag beleuchtet ein Archäologe und Museumsleiter mit einem Augenzwinkern, warum vermeintlich einfache Fragen („Wie trug man das?“ – „Kann ich das nehmen?“) oft so schwer zu beantworten sind. Dabei geht es um die Grenzen und Möglichkeiten archäologischer und historischer Quellen, um typische Fallstricke bei Rekonstruktionen und um die Funktionsweise geisteswissenschaftlicher Forschung.
Der Vortrag vermittelt praxisnah, wie man als Darsteller sinnvoll mit Quellen arbeitet, welche sich eignen – und welche eher nicht. Zudem werden häufige Missverständnisse und Fehler in der Living History benannt – und Wege aufgezeigt, wie man sie fundiert umgehen kann.
Eine Einladung zum Dialog zwischen Darstellung und Wissenschaft!
     
     
11:30 Uhr Thomas Stemplinger, Rastislavs Hantverk Zwischen Awaren und Franken – Werdegang meiner großmährischen Darstellung
     
    Die Darstellung einer frühmittelalterlichen Person im Großmährischen Reich stellt eine besondere Herausforderung dar – zwischen kulturellen Einflüssen, regionalen Eigenheiten und begrenzter Quellenlage. 
In diesem Vortrag gibt der Referent Einblick in seinen persönlichen Weg zur Darstellung einer Figur aus dem 8./9. Jahrhundert: von der geografischen und zeitlichen Eingrenzung über die Suche nach geeigneten Quellen bis zur bewussten Wahl eines gesellschaftlichen Standes mit Alleinstellungsmerkmal. Dabei geht es auch um praktische Fragen: Welche Ausrüstung fertigt man selbst, was lässt man machen? Und wie entwickelt man seine Darstellung im Spannungsfeld zwischen Anspruch, Recherche und Realität weiter?
Ein authentischer Erfahrungsbericht aus dem Grenzgebiet zwischen Ost und West – mit Erkenntnissen, die auch auf andere Darstellungsansätze übertragbar sind.
     
13:00 Uhr   Mittagspause
     
14:00 Uhr

Isabel Barthel,

Leiftrandi

Frühmittelalterliche Kleidung unter der Lupe – Funde, Forschung und Fallstricke
     
    Wie sah Kleidung im Frühmittelalter wirklich aus? Der Vortrag führt durch Archäologie, Textilkunde und Quellenkritik – mit Blick auf bedeutende Fundorte, deren Aussagekraft wir kritisch beleuchten. Was leisten sekundäre Quellen, wann führen sie in die Irre? Warum sind ganze Gewänder schwer aus Fragmenten zu rekonstruieren – und welche Fehler gilt es bei historischer Darstellung zu vermeiden?
Verglichen wird auch, warum die Textilfundlage im Frühmittelalter deutlich interpretativer ist als etwa im Rokoko oder Empire. Ein weiterer Schwerpunkt: der Wandel der Interpretation. Neue Techniken und frische Perspektiven haben frühere Deutungen überholt. Was bedeutet das für heutige Rekonstruktionen?
Ein Vortrag für alle, die fundiertes Wissen über Stoff, Schnitt und historische Genauigkeit suchen.
     
     
15:30 Uhr

Kevin Frank,

Manufactum Historicum

Herrschaft, Handel, Habitus – Böhmische Eliten im Frühmittelalter lebendig gemacht
     
    Der Vortrag beleuchtet die Welt der böhmischen Eliten im Frühmittelalter (ca. 8.-11. Jahrhundert) aus interdisziplinärer Perspektive mit besonderem Fokus auf die Living History. Dabei werden archäologische, historische und kulturwissenschaftliche Quellen analysiert, um die sozialen, politischen und kulturellen Ausdrucksformen frühmittelalterlicher Eliten sichtbar zu machen. 
Im Mittelpunkt stehen Fragen nach Herrschaftsinszenierung, materieller Repräsentation (Kleidung, Schmuck, Ausstattungen) sowie den Verbindungen zu Handel, Heiratsbeziehungen und diplomatischem Austausch. 
Der Vortrag vermittelt quellenbasiertes Wissen und zeigt zugleich auf, wie sich historische Forschung in eine glaubwürdige und reflektierte Darstellungspraxis in der Living History übertragen lässt. Ziel ist es, ein differenziertes Bild böhmischer Eliten zu zeichnen, das zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und lebendiger Vermittlung balanciert.

Öffnungszeiten:

 

April - Oktober:

Dienstag - Sonntag, 10 - 17 Uhr

alle Feiertage: 10 - 17 Uhr

 

Juli - August:

Montag - Sonntag, 10 - 17 Uhr

 

November - März: 

geschlossen

Für Gruppen auf Anfrage

 

 

 

Oldenburger Wallmuseum

Professor-Struve-Weg 1

23758 Oldenburg in Holstein

 

Tel.: 04361-623142

info@oldenburger-wall.de

 

Direkt an der A1

Abfahrt "Oldenburg i.H. - Nord"

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